Montag, 11. November 2013

Cagliari - heute und damals

Es stürmt weiter – oder schon wieder. Und wir haben eine unruhige Nacht hinter uns: Der Wind drückte das Heck des Bootes gegen den Ponton, sodass wir am Bug vorne die Muringleine anziehen mussten. Doch wie macht man das, wenn mehrere Tonnen Winddruck auf der Leine sind?

Unsere Methode: Wir warfen die Maschine an und legten den Vorwärtsgang ein. Das Boot zog nun an den Heckleinen zum Ponton, der Abstand war fürs erste wieder hergestellt. Dann knoteten wir eine Leine mit kleinerem Durchmesser an die dicke Muring-Leine. Der geniale Knoten dafür heisst Webleinenstek. In einem weiteren Schritt führten wir  das dünne Seil zur Wintsch und drehten die Kurbel.

Dann wurde die nun lose gewordene Muringleine zwischen Knoten und Klampe nachgezogen. Das ganze wurde ein paar mal wiederholt, bis der Abstand zum Ponton wieder  so gross war, dass wir den Motor abstellen und uns schlafen legen konnten.

Dieses nächtliche Hafenmanöver geschah in Calgari, wo ich auf den Tag genau vor 24 Jahren schon einmal  war, im November 1989. Wir kamen mit der Jacht „Tamango“ meines Kollegen tj aus Malta und hatten bei einem Zwischenstopp auf den Aeolischen Inseln aus einem Zeitungsaushang  erfahren, dass in Berlin die Mauer geöffnet worden sei. Eine Sensation, die ich auf Anhieb nicht glauben konnte. Wir schalteten Deutsche Welle ein und erfuhren, dass nun tatsächlich zusammenwachsen solle, was zusammengehöre. In Cagliari angekommen suchte ich ein Reisebüro auf, um sofort nach Berlin zu fliegen. Doch es gab längst keine Tickets mehr und so reiste ich nach Zürich zurück. 


Die Geschichte dieses ersten Aufenthalts auf Sardinien kommt mir vor wie aus einem andern Leben oder aus dem Leben eines anderen, auch deshalb, weil wir uns damals so umständlich informieren mussten: Keine Smartphones und kein Internet. Und für Flugtickets musste man noch ins Reisebüro. Dafür gab es keinen Sturm im Hafen – und wir schliefen als sei nichts passiert.

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