Samstag, 13. April 2013

Durch die Strasse von Tarifa nach Gibraltar

In der Strasse von Gibraltar bei Tarifa
Von Barbate segelten wir nach Gibraltar. Der Ort war uns von Freunden als ideales Startloch empfohlen, um mit einer guten Tide durch die Strasse von Gibraltar zu kommen. Wir rechneten also und legten dann drei Stunden vor Hochwasser Gibraltar ab. Ein leichter Westwind trug uns Richtung Meerenge, doch nach zwei Stunden fiel der himmlische Schub zusammen und wir mussten, nun mit ca 0.5 Knoten Strömung, motoren. Die marokkanische Küste kam immer näher, vor Tarifa schliesslich nahmen wir Kurs nach Osten Richtung Gibraltar. Eigentlich müsste die Oeffnung zum Mittelmeer "Strasse von Tarifa" heissen, denn Gibraltar ist nicht die engste Stelle. Ich überlege mir, ob ich dies dem Weltverband der Karthographen unterbreiten soll, zweifle jedoch, ob ich mit dem Antrag durchkommen würde. Manche Begriffe sind einfach nicht mehr wegzukriegen.

Wir (grünes Symbol) und die "Fedora"
In der Strasse von Tarifa nun bei 2 Knoten und mehr Strömung, hatten wir Gelegenheit, unser neues Antikollisionssystem auszuprobieren. Abgesehen von einer marokkanischen Schnellfähre, die sich von achtern näherte und glaubte, uns aus dem Weg hupen zu müssen, war das Antikollisionssystem vor allem dazu da, den Gwunder zu stillen. Wir mussten nicht mehr wie früher rätseln, wohin die Frachter wohl unterwegs seien, die in der Strasse von Tarifa wie an einer Perlenkette aufgereiht (so die gängige Metapher) Richtung Westen unterwegs waren. Nun konnten wir ganz einfach auf dem Laptop nachschauen. Das Cargo Ship "Fedora" zum Beispiel war auf dem Weg nach Bristol. Aha, wer hätte das gedacht: Ein Frachter voller neuer Autos (Seat aus Barcelona?) auf dem Weg nach England (rechtsgesteuerte Modelle?) - - -  So bringt man die Langeweile beim Motoren hinter sich.

Bald sahen wir den Felsen von Gibraltar, nahmen Kurs in die Bucht, wo unser Antikollisionssystem noch einmal zeigte, was es kann: Eine sich nähernde Passagierfähre bekam einen Closest Point of Approach (CPA), also nächste Annäherung, von 26 Metern. Zu unseren Gunsten kann ich sagen, dass wir schon vor der Anzeige gesehen hatten, dass es knapp würde und bereits ausgewichen waren. Gut war aber auch, mit dem AIS rasch zu erkennen, welche Frachter (sehr langsam) unterwegs waren und welche vor Anker lagen, auch das zeigt das System. 

Man kommt sich ein bisschen vor wie ein Fluglotse bei dieser Art elektronischem Segeln (oder besser gesagt Motoren) und die Sache war ein voller Erfolg. Wir feierten die Ankunft in La Linea, dem spanischen Hafen nördlich von Gibraltar, mit einer Flasche Vinho Verde aus Portugal und einem feinen Laucheintopf mit Schaffleisch und getrockneten Zitronen, eine orientalische Spezialität, weil das Mittelmeer uns ja dereinst bis zum Orient führen könnte.

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