Mittwoch, 11. Juli 2012

Senegal, Halifax, Seattle - alle kommen nach Horta


Zu "Peter" kommen alle und viele lassen ihre Flaggen hier.
Das Beste an Horta sind die Abenteuer, die bestandenen, die hier zusammen kommen: Neben uns hat ein Paar eine blau germalte Stahljacht festgemacht; die beiden jungen Leute, er Brite , sie Südafrikanerin, haben das Boot direkt von Senegal nach Horta gesegelt. Dann haben wir eine polnische Crew kennen gelernt, fünf Männer, die, allen Tiefdruckgebieten zum Trotz, non-stop von Halifax hierher gekommen sind und dann aber  rasch nach Hause, via England und die Ostsee, abgereist sind. Ebenfalls an unserem Steg ist ein amerikanisches Paar aus Seattle (Washington), am Pazifik also. Sie sind im Pazifik kreuz und quer gesegelt, bevor sie sich für den Atlantik entschlossen haben und via Panama-Kanal nach Horta gereist sind. Dann gibt es natürlich zahlreiche 08/15-Crews wie wir, die von Bermuda oder aus der Karibik gekommen sind. Vorteil hier: Man kennt sich bereits, denn es ist unmöglich, sich auf dem Milk run nicht über den Weg zu laufen. So ist Horta auch der Ort, wo man Wiedersehen feiert - bei "Peter" im legendären "Sports Cafe" oder sonstwo in einer der vielen kleinen Beizen.
Und dann interessiert natürlich das Material. Was als Boot oder installiert auf einem Boot bis hierher gelangt ist, muss sich bewährt haben. Die Bilanz: Alle haben heutzutage Rollgenoas, immer mehr Boote haben zwei davon und zwei Spi-Bäume, um beide Genoas auszubaumen auf den Vorwindkursen. Wenig zu sehen sind hingegen (noch) In-Mast-Furler, also jene Vorrichtungen im Mast, mit denen man das ganze Grosssegel in den Mast hinein einrollt. Fast schon Standard sind Sonnenkollektoren und Propeller, die Strom erzeugen. Trotz elektrischen Autopiloten sehr zahlreich sind die Windsteuerungen, unserer, der "Windpilot", ist am häufigsten anzutreffen. Wenig zu sehen sind hingegen die Kuchenbuden, die Küstenkapitäne rundum schützen, sodass sie die Welt durch Cellophan (oder so ähnlich) erleben. Ebenfalls noch kaum zu sehen sind elektrische Wintschen, die überall in den Segelheftli angepriesen werden.  Die elektronische Navigation ist hingegen zur Norm geworden, da gehören wir nun zu den Letzten im Umzug, die es noch mit Papierkarten auf die Azoren geschafft haben.
Die Crews verewigen sich an der Hafenmole.
Die Boote, die wir hier sehen, sind alle, gross, sehr gross – mit 35 Fuss gehören wir zu den kleinsten. Altersmässig hingegen können wir gut mithalten; die meisten  Paare, die hier eintreffen, sind wie wir im Pensionsalter, dann gibt es die 50jährigen, die eine Auszeit genommen haben, vor allem Franzosen und Skandinavier, die Länder mit den grosszügigen Regelungen für Sabbaticals. Junge Leute zwischen 20 und 40 hingegen sind selten.  Die Doyens im Hafen sind zwei Deutsche,  Inge und Wolfgang, beide 77 Jahre alt, die auf einem 10m-Schiff um die Welt gesegelt sind und noch nicht daran denken,  nach Deutschland heimzukehren.
 Mein Traumschiff ist auch hier, die grosse Pogo – und erst noch mit Karbon-Mast, ein Franzose natürlich.  Auch Havarien sind zu besichtigen, gleich gegenüber an unserem  Steg ist eine Jacht festgemacht, die noch zwei Drittel des Mastes hast – der Eigentümer ist abgereist.
Wir selbst sind dabei, uns zu verewigen, planen und arbeiten an unserem Bild an der Hafenmauer, ein Kunstwerk erster Klasse, das punkto Einsatz die beiden Male kompensieren soll, wo wir von Horta abgereist sind, ohne ein Gemälde zu hinterlassen. Das war 1999 mit „La Villa“ und 2006 auf der ersten Atlantiküberquerung mit „Miranda II“. Beide Male mussten wir zurück, weil lange Ferien zu Ende gingen. Nun haben wir Ewigferien und werden von hier nicht nach Hause eilen, sondern Richtung Portugal segeln.

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