Montag, 21. Mai 2012

Im Sturm

Dass wir am Sonntag in ein Starkwindband hineinsegeln würden, hätten wir uns nicht gedacht, um so mehr als das Tief westlich vor Bermuda bereits vor unserer Abfahrt in Jacksonville auf den Langfristprognosen aufgetaucht war. Auch als wir gestern morgen unsere Position in die Wetterkarte übertrugen, schien die Distanz zum Wind mit über 30 Knoten knapp 100 Seemeilen.
Doch kaum war die Tinte im Logbuch trocken, hob ein Wind an, der uns schnell auch das dritte Reff einziehen liess. An Vorwärtskommen war nicht mehr zu denken, wir prallten kursmässig gesagt an eine undurchdringliche Wand und so segelten wir zurück in der Hoffnung auf ruhigere Gewässer. Doch auch da täuschten wir uns zunächst. Als es dann um 18 Uhr etwas ruhiger wurde, schaute ich eine Lokalprognose an und die sagte für die nächsten Stunden 20 bis 25 Knoten Wind voraus. Das ginge ja noch. Wir feierten Happy hour, dann gab es einen feinen selbstgemachten Linseneintopf, frisch gebackenes Brot weasr auch da.
Nur: Unser Optimismus hinsichtlich der Wetterentwicvklung war zu gross, wie sich eine Stunde später zeigte, als erneut ein Sturm losbrach. Wir änderten einen inzwischen eingeschlagenen nördlichen Kurs und liefen erneut südlich ab. Muss interessant aussehen auf dem Tracker, unser Sonntagsvergnügen. Es wurde erneut ein ruppiger Ritt, den Agnes auf ihrer Wache jedoch gleichmütig hinnahm. Als ich um Mitternacht wieder dran war, entschieden wir uns – endlich, kann man sagen – zum Beidrehen. Als Agnes dann vor dem Schlafengehen noch meine Lieblingsguetsli hervor holte, war die Welt für mich schon fast wieder perfekt.
Um drei Uhr war auch der Spuk mit dem Wind endlich zu Ende, der Wind stellte ab und wir motorten nun in einer aufgewühlten See endlich wieder Richtung Bermuda. Wir hatten einen Tag verloren auf unserer Reise, doch distansmässig waren wir nur etwa 25 Meilen zurückgedrängt worden. Das Boot war immer in guter Verfassung, ausbalanciert, auch die Windsteuerung war nie überfordert. Die weiteren Verteidigungslinien, ein 4. Reff und/oder ei ne Sturmfock, mussten nicht gewählt werden. Das Beidrehen war eine gute Idee, weil das Treibenlassen in der Windrichtung Ruhe an Bord brachte. Die Wellen waren nicht besonders hoch, also keine Gefahr des Querschlagens. So, und nun schauen wir nach, was das Wetter heute bringt.


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