Donnerstag, 24. Mai 2012

Abgeschleppt

Wir sind am Anker in St.George, es ist Nationalfeiertag auf Bermudas und wir sind fixundfoxi. Gestern abend hatten wir überraschend ein Leck festgestellt an der Stopfbuchse. Das ist die Stelle, wo die Propellerwelle ins Bootsinnere kommt und die deshalb dicht sein muss, gleichzeitig aber dafür zu sorgen hat, dass sich die Propellerwelle drehen kann. Die erste Erkenntnis bei der Panne  war: Es geht schon verdammt schnell, bis verdammt viel Wasser im Boot ist und die Pumpen mit knappen Schlauchdurchmessern überfordert sind. Erste Priorität war nun, das Leck an der Stopfbuchse abzudichten.
Den Motor konnten wir natürlich nicht mehr benutzen und so übten wir uns nach getaner Leckdichtung und Pumparbeit im Flautesegeln. 25 Seemeilen entlang der Südküste von Bermudas können da plötzlich sehr lang sein, gegen Morgen kam Nebel auf und irgendwie hatten Agnes und ich das Gefühl, jetzt gilt es ernst mit dem Segeln - Schluss mit billigem Motoren.
Mit der Seebehörde von Bermuda standen wir in Kontakt; ein freundlicher Funker fragte uns, ob wir eine Rettungsinsel an Bord hätten - eine Frage, wo man plötzlich denkt, ja ist es denn sooo ernst? Und Bermuda Control wollte auch, dass wir uns regelmässig melden und gab uns dafür Uhrzeitvorgaben. Dann haben sie uns die Wettervorhersage vorgelesen: bis und mit Montag...
Am Donnerstag morgen meldete sich dann der Mann am Funk aber erneut mit einem herzlichen "Guten Morgen" und der Nachricht, dass er eine US-Mega-Yacht ausfindig gemacht habe. Sie fahre auf gleichem Kurs wie wir und sei bereit, uns abzuschleppen. ETA 30 Minuten. Und in der Tat: eine halbe Stunde später tauchte ein Ungetüm aus dem Nebel auf und ich schwöre jetzt und für immerdar, nie mehr etwas Abfälliges über Ami-Millionäre zu sagen, die Megayachten haben. Der Kapitän der "Harbour Island", wohl ein Angestellter des Millionärs,  nahm uns mit einem gekonnten Manöver an den Haken, unterstützt von seiner Profi-Crew. Wir waren von nun an sozusagen sein nachgeschlepptes Gummiboot: In rasender Fahrt ging's Richtung St. George. Dort im Hafen hiess mich der Kapitän, die Abschleppleine zu lösen - und verschwand. Seine Dienste waren ganz offensichtlich ein Geschenk, Bermuda Rescue übernahm nun den Rest und half und beim Ankern.
Alles gut gegangen also. Wir hatten Glück, dass die Stopfbuchse nicht 500 Meilen vom nächsten Hafen weg, sondern nur 25 Meilen weg ihren Geist aufgab. Nun müssen wir die Reparatrur organisieren. .

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