Donnerstag, 2. Dezember 2010

Das Lotto-System von Diviano

Diviano hält mir am Eingang zur Marina ein Blatt Papier unter die Nase mit quadratischen Feldern, auf denen Mädchennamen enthalten sind. Er erklärt mir, es handle sich um eine Lotterie und ich könne 60 Escudos auf einen Namen setzen, indem ich meinen Namen in eines der Felder schreibe. Gesagt getan.

Den Namen des gewinnenden Feldes, so erklärt der Lotteriebetreiber weiter, werde er dann aufrubbeln, eigentlich aufschneiden, denn der Gewinnername versteckt sich unter einem kleines Stück Stoff, das auf das Blatt Papier aufgenäht ist. Und wann findet die Ziehung statt? Antwort: Wenn alle Felder voll sind.

Dieser Hinweis zeigt einmal mehr, dass Lotterieteilnehmer Mitglied einer Solidargemeinschaft sind. Das gilt genau so für das Schweizer Zahlenlotto wie für die kleine Schicksalsgemeinschaft, die bei Diviano auf Namen setzt und der ich nun angehöre. Mir gefällt das System, mal abgesehen von der unabsehbaren Frist bis zur Ziehung. Es liesse sich auch im Internet anwenden mit SMS etc.

Diviano sagt, wahrscheinlich werde am kommenden Tag der Gewinner ermittelt, der übrigens eine Flasche Rum bekommen soll. Später sagt mir mein lokaler Guide, dass Diviano auch Kleinkredite an Kollegen vermittle; er gelte als Kredithai, weil er Schulden unnachsichtig zurückfordere. Das ist bei den Banken nicht anders, denke ich. Und so wäre Diviano, hätte er andere Lebenschancen, wohl Investmentbanker geworden und ich hätte ihm ein strukturiertes Produkt abgekauft.

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