Freitag, 29. Oktober 2010

Die Inseln im Atlantik

Unter weitgereisten Journalisten ist der Taxifahrer die ultimative Informationsquelle. Was immer er zwischen Flughafen und Hotel sagt, verdichtet sich zu Sätzen wie „In der lokalen Bevölkerung herrscht die Meinung, dass...“ Wir nun sind in der glücklichen Lage, auf Madeira eine bessere Quelle zu haben, nämlich Filomena und ihren Mann Joao. Das Paar, sie Lehrerin, er Revisor, hat uns heute hoch über dem Hafen von Funchal in ihrem wunderschönen Haus mit grandioser Aussicht auf Kreuzfahrtschiffe und die weite See zum Essen eingeladen.

In meiner Ferienlaune in dem hügeligen Paradies nahm mich sofort wunder, wo eigentlich MadeiranerInnen Ferien machen, die ja das ganze Jahr ein Ferienambiente um sich haben? Erstaunliche Antwort: Gleich wie wir – nämlich auf den Kanaren. Und es folgte eine schwärmerische Beschreibung der Canarias mit den schönen Stränden undundund.

Mir kommt das vor, als würden Zermatter in St. Moritz Ferien machen. Anderseits: Zürcher fliegen ja auch nach Berlin wegen der Stadt und der Clubszene dort, welch letztere sie genau so gut im Kreis 5 erleben können – wie die Madeiraner den Strand im nahegelegenen Porto Santo.

Hinter der Vorliebe der Madeiraner (Achtung: Taxifahrer-Verallgemeinerung!) für die Kanaren verbirgt sich aber auch eine Verbundenheit mit den andern Insulanern im Atlantik. Filomena jedenfalls sagte uns, sie fühle sich „dem Kontinent“, also Portugal, weniger verbunden als zum Beispiel den Azoren; und sie wünscht sich eine Union zwischen den autonomen portugiesischen Gebieten der Azoren und Madeira sowie den Kanaren und den Kapverden.

Wie sollte dieses 193. Land der Uno heissen? Mir fiel auf der Heimfahrt ein Name ein, der mir sofort gefiel: The United States of Atlantis.

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