Donnerstag, 2. September 2010

Die Hochzeitsgesellschaft (Teil II)

Wir hatten kürzlich über eine Telenovela im spanischen Fernsehen berichtet, einer Hochzeitsgesellschaft. Es schien, als ob die Schwester der Braut kurz nach der Hochzeit mit dem frisch angetrauten Ehemann anbandeln wolle.

Aus meinem verehrten Blog-Publikum bin ich mehrfach angefragt worden, ob sich der Plot tatsächlich so entwickelt habe. Seit gestern abend weiss ich die Antwort. Sie lautet: Ja - doch ist alles noch viel dramatischer.

In der Episode von gestern nach 17 Uhr (wir haben hier in Portugal eine Zeitverschiebung und deshalb die Visionierung in einem ersten Anlauf verpasst)...in der Episode also von gestern sahen wir den ehemaligen Bräutigam in jenem Doppelbett, das wir mit den seidenen Kissen bereits kennen, das Bett nämlich im offenen Schlafgemach der Schwester der Braut. Er trägt ein grässliches schwarz-gelb gestreiftes Pyiama, wirkt noch leicht verschlafen, ist aber bereits darin vertieft, ein SMS zu tippen. Die Kamera schwenkt dann vom Mann ins Untergeschoss, wo die Schwester – oder besser gesagt: die Nebenbuhlerin - in einem weissen Bademantel in ihrer super teuren Küche hantiert. Aha, sie macht das Frühstück, denkt man. Und schon ist eine neue Einstellung da: Der Mann ist bereits in Anzug und Krawatte, hat eine Ledermappe unter dem Arm und gibt nun der Frau zum Abschied eine Art Nasenstüber, den ich mir – wäre ich sie – nicht bieten lassen würde.

Aber item: Dass er in leitender Stellung tätig ist, haben wir richtig geraten in unserem ersten Bericht. Denn nun sehen wir ihn an der Arbeit, genauer gesagt mit weissem Helm auf einer Bauselle, einem eben fertig betonierten x-ten Geschoss eines Büroturms. Er hat ein Plandokument in der Hand und diskutiert mit einem Polier (würde ich mal raten), einem Mann jedenfalls in einem gelben, in der Farb-Hierarchie also klar niedrigeren Helm.

Nun wechselt die Einstellung und wir sehen die verlassene Braut, wie sie mit der Mutter telefoniert. „Tu es nicht, Dolores“, sagt die Mutter, wenn ich richtig verstanden habe. Als die Kamera in die Totale geht, sehen wir nicht nur, dass die Verlassene in ihrem grossen Garten vor einer üppigen Blumenrabatte telefoniert hat, sondern auch dass sie hochschwanger ist. Um Fragen aus dem Blog-Publikum zuvor zu kommen: Für mich blieb völlig offen, was Dolores nicht tun soll. Für eine Abtreibung ist es jedenfalls zu spät. Geht es um Scheidung? Oder will sie das Kind weggeben - Stichwort Babyklappe?

Die letzte Einstellung bringt uns wieder zurück auf die Hochhaus-Plattform. Dort ist aus der Diskussion von vorhin ein handfester Streit geworden. Unser Weisshelm gestikuliert aufgeregt mit dem Plandokument, in der Hitze des Gefechts fällt es ihm aus der Hand. Und wie er danach greifen will, schiebt ein Wind es am Boden ein bisschen hinter ihn. Er tut einen Schritt rückwärts, sich zur Seite bückend, um es aufzuheben, und touchiert dabei die offenbar nicht richtig montierte Holzbrüstung am Rand des Geschosses. Jetzt zeigt die Kamera entsetzte, weit aufgerissene Augen des Poliers. In der nächsten Einstellung blicken wir bzw. die Kamera, senkrecht nach unten, wo Menschen zusammen laufen und ein unregelmässiges Oval bilden. Man sieht nichts genaues in der Mitte des Ovals, weiss aber trotzdem, was passiert ist.

1 Kommentar:

  1. Who would have thought you could get into soap operas while on a sailing trip??? They sound even more unreal than the American ones......
    To be continued though. Can't wait to find out if the guy was really dead, as in "never to return from the grave", or maybe he has a twin??

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