Mittwoch, 18. August 2010

Privates und öffentliches Bauen

Das „immobile Land“ nennt die FAZ Spanien, will heissen: ein Land, das auf unbeweglichen Immobilien sitzt. Die Ruinen des Booms sind überall zu sehen, halb fertige Wohn- und Geschäftshäuser, Baustellen auf den ersten Blick, auf denen es beim Näherkommen verdächtig ruhig ist. In der Avenida Juan Carlos von Camarinias jedenfalls (Bild rechts) auf meinem Spaziergang ist niemand zu sehen , der in dem fensterlosen Ziegelbau mit dem Innenausbau beschäftigt wäre. 1.5 Millionen solche leeren Häuser und Wohnungen soll es in dem Land geben, das sich mit billigem Geld in der Eurozone hoch verschuldet hat.
Auch der Staat hat im immer vollen Euro-Kreditopf kräftig zugelangt, aber man muss sagen: das Geld wenigstens nicht einfach verpulvert: Wo immer wir hinkommen, sind Trottoirs erneuert worden, gibt es schicke neue Strandpromenaden, in Städten wie La Coruna fahren moderne Busse, hat es zürcherische, nämlich unterirdische Entsorgungcontainer. Kein Vergleich etwa mit amerikanischen Städten, wo die Infrastruktur verlottert oder bestenfalls von privaten Sponsoren vor dem Verfall bewahrt wird. Schon fast schweizerisch geht es hier punkto öffentlichen Geldausgebens zu und her. Selbst im kleinen Hafen von Camarinas ist Luxus vom feinsten (Bild links) hingestellt worden, eine moderne kleine Brücke nämlich, die über eine alte Hafeneinfahrt führt, das Geländer aus modernstem Glas, schön gearbeitete Gehfläche – alles nur, um uns statt des etwas längeren Fussweges entlang der Hafenmauer, eine Abkürzung zu bieten.

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