Samstag, 28. August 2010

Ein gewöhnlicher Segeltag

Wenn wir segeln wollen, stehe ich früh auf, mache Kaffee und während das Wasser kocht, stecke ich mal den Kopf aus dem Niedergang, um zu sehen, ob das Wetter so ist wie vorausgesagt. Nach dem Frühstück wird alles aufgeräumt im Boot, so dass nichts herumfliegen kann, die Luken werden geschlossen und ich nehme die Schutzdecke (Persenning) vom Grosssegel. Dann werden GPS, Tiefenmesser und Log eingeschaltet. Die Route habe ich bereits am Vortag auf der Seekarte und im GPS eingetragen. Am Ende dieser kurzen Vorbereitungen kommt jeweils die Standard-Frage: „Soll ich den Motor starten?“

Dann tuckern wir aus dem Hafen und hissen in einem günstigen Moment das Grossegel. Je nach Situation und Kurs haben wir schon bald den richtigen Wind. Dann wird die Genua, das vordere Segel, entrollt. Wir segeln und schalten den Motor ab. Im ungünstigen Fall haben wir keinen Wind, weil wir uns geirrt haben. Dann muss man weiter motoren, was, je länger der Vorgang dauert, desto mehr auf die ehemals gute Laune drückt.

Im günstigen Fall tut sich in den nächsten Segelstunden nicht viel, ausser dass wir jede Stunde die Position im Logbuch eintragen und je nach Strömung oder Wind den Kurs anpassen und die Segel trimmen. Manchmal steuern wir selbst, manchmal lassen wir die Windsteuerung arbeiten. Wenn der Wind stärker wird, müssen wir relativ schnell reffen bei unserer Ovni, also Segelfläche verkleinern, sonst wird der Ruderdruck zu gross. Wenn der Wind nachlässt, wird wieder ausgerefft.

Immer hält eins von uns Ausguck: Gefürchtet sind Netze von Fischern, deren Fischerboote selbst, Schnellfähren und Frachter. Je nach Wellengang, Wind und gesegeltem Kurs ist es im Cockpit komfortabel oder mühsam zum Sitzen und Steuern. Auch die Zeit vergeht je nach Gesprächsthema und sonstigen Ereignissen („Sieh mal, Delphine!“) schnell oder halt langsam, sodass wir die Langeweile mal mit einem Nickerchen überbrücken oder eine Cola holen oder ein Sandwich essen oder ein Guetsli - oder auch nur die Sonnenbrille suchen, die irgendwo verlegt wurde. Andere lesen, hören Musik oder häkeln Tischdecken.

Am späteren Nachmittag kommt das Ziel in Sicht und das Fernglas zum Einsatz für die Ansteuerung. Kurz vor dem neuen Hafen wird der Motor gestartet, die Genua eingerolllt und das Grosssegel herunter genommen. Fender und Leinen sollten möglichst ohne Hektik vorbereitet werden. Dann legen wir an, meist an einem Steg. Das Boot wird mit den Leinen vertäut, das Grossegel eingepackt. Dann kriege ich ein Bier, und wir überlegen uns, was wir am Abend machen wollen. Voilà: ein ganz gewöhnlicher Segeltag.

Auf langen Distanzen ist alles gleich, aber auch ein bisschen anders. Doch davon ein andermal.

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