Freitag, 23. Juli 2010

Wolken

Auf dem Trip von Ile d'Yeu hat unser dritter Mann, Zephir, vorzüglich gesteuert. Er hatte neue Steuerleinen erhalten und eine bessere Leinenführung und so arbeitete er, oder besser gesagt sie, die Windsteueranlage, präzise und klaglos. Wir wollten unsern "Windpilot" erst Foerthmann nennen, weil ihr Erfinder so heisst, doch sahen dann davon ab und wählten einen weniger imposanten Namen. Auf allen Booten haben Windsteueranlagen Namen, persönlich kennen wir einen Hector auf einer Modelia 2000 und noch einen andern Zephir auf einer Bavaria 42.

Weil wir also nicht selber steuern mussten, hatten wir Zeit, in die Wolken zu gucken, wo sich nach dem Durchgang einer Front in der ersten Nacht nun am zweiten Tag dramatische Gesichter zeigten. Wir sahen Männer mit drastisch aufgeblasenen Wangen, zweiköpfige, Dampf speiende Hunde, die Queen mit Brille, auch Comic-Figuren traten auf in diesem Himmelstheater, darunter ein Riesenbär mit Glupschaugen und mit einem Prügel in seinen Pranken. Wen er wohl erschlagen wollte? Wahrscheinlich die Königin.

Nachts dann unterhielt uns der Mond, der sich immer wieder hinter Wolkenfetzen versteckte, wobei das Verstecken sich mehr als ein langsames Gleiten hinter Kulissen abspielte, schon nach ein paar Minuten trat er dann auf der andern Seite der schwarzen Wand wieder auf seine Himmelsbühne heraus, die er - kurz vor Vollmond - hell erleuchtete. Ich gehöre zu jenen Erwachsenen, die den "Mann im Mond" mit seinem Holzbündel nicht richtig sehen können, sondern wie Kinder eher ein Mondgesicht erkennen. Mir ist das aber recht so.

Es war zusammenfassend gesagt ein wunderbarer Trip nach Gijon. Negativ schlug zu Buche, dass ich eine Reffleine zerriss durch blödsinniges Wintschen, obschon doch jeder sehen konnte, dass sie irgendwo verklemmt war. Selber schuld! Peinlich! Unsäglich! Das schlimme ist, dass man für Fehler weder dem Autohersteller Toyota noch seinem Chef die Schuld geben kann. Im allgemeinen ist der Skipper für begangenen Blödsinn zu 150 Prozent selber verantwortlich. Das ist die Erklärung dafür, dass viele Skipper in ihrem langen Bootsleben allmählich zu Pedanten werden.

1 Kommentar:

  1. ach wie klingt das alles schön....

    Lieber Skipper Rüst

    Die Fässlers bleiben dir virtuell auf den Fersen und denken oft an dich - vor allem wenn wir selbst übers Great Barrier Reef tuckern, andere Boote beobachten oder ganz einfach jemand die Segel hisst....ist einfach traumhaft diese Freiheit.

    Danke übrigens für deine sehr geschätzte Weisheit: "Einer ist der Skipper. Der andere ist nicht der Skipper";-) Perfect Teamwork!

    Ahoi und immer wieder "Leinen los"

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